...mit Verstand statt Geld

Wie ich das sehe:

(Ein unbedingt notwendiger Hinweis: Diese Seite enthält Inhalte die auf manche Personen verstörend wirken können. Es wurde auch vom Werkzeug des Sarkasmus und der Ironie Gebrauch gemacht.)

Den 190er richtig verstehen und sein volles Potential nutzen.
Wenn Sie dieser Satz erst einmal rat- und verständnislos zurücklässt, dann lesen Sie weiter und lassen es sich erklären. Vielleicht sehen Sie dann Ihren 190er, die 80er Jahre und den aktuellen Rummel der Selbstdarsteller auf Youtube mit Ihren Umbauten, der angeblichen Authentizität von Wackeldackel und gehäkelter Klorollenabdeckung als das was es ist. Ein Zerrbild der Vergangenheit die es so nie gab.
Ich kenne keinen W201 Neuwagen- oder Zweithand Käufer der auch nur daran gedacht hätte, sich solche angeblich zeittypischen Stilelemente in das Auto zu legen oder es damit optisch „aufzuwerten“.
Wer waren die Erstkäufer und warum haben sie bereitwillig das Anderthalbfache gegenüber einem Konkurrenzmodell, eines beliebigen anderen Herstellers, bezahlt?
Und im Gegensatz zu heute war es damals wesentlich schwerer sich genug Geld für ein solches Fahrzeug zu sparen und es sich leisten zu können.
Es war nicht wegen des Sterns als Statussymbol, sondern was der Stern, für jeden im Straßenbild erkennbar, bedeutete. Seit den 1990er Jahren kaum noch vorstellbar (aber offizielle Unternehmensphilosophie), war jeder alte Mercedes auf der Straße ein werbewirksamer und praktischer Beweis für die Langlebigkeit und damit eine Rechtfertigung des hohen Neupreises.
Der 190er wurde nie als Spaßauto konzipiert und ich möchte bezweifeln, dass sich irgendwo im Entwicklungslastenheft irgendwo die Forderung nach Spaß findet. Ganz im Sinne des Filmzitats von Tommy Lee Jones in „Man in Black“... „nein, Ma'am, wir vom FBI verfügen über keinerlei Humor von dem wir wüssten...“. Nicht, dass die Jungs bei der Entwicklung keinen Spaß gehabt hätten, nein, aber der W201 ist so weit weg vom Freizeit und Gute-Laune-Strand-Buggy-Flair der 70er und 90er Jahre wie man sich nur denken kann. Sie sollten nichts anderes sein als kühle und rationale Fahrzeuge, quasi der Mr. Spock des Automobiluniversums. Nicht spaßig aber berechenbar, zuverlässig und loyal. Wäre der W201 ein Lied geworden, es wäre vermutlich „ein Freund, ein guter Freund“. So sehe ich auch den vollkommen sinnfreien Versuch den 190er am Ende seiner Produktionszeit durch die Kombination schreiender Farben für jüngere Käufer attraktiver zu machen. Wie verzweifelt oder angetrunken müssen Werbeabteilung, Designabteilung und Vorstand gewesen sein, um sich so etwas auszudenken und abzusegnen. Natürlich spreche ich von den Avantgarde Versionen. Und ja, man mag ihn nicht wegen, sondern trotz seiner bunten Klamotten.
Die Avangarde Exesse waren die ersten düsteren Schatten der Zukunft, die mit Autos folgen sollte, bei denen Langzeitqualität und sinnvolle Extras durch Werbeetat und kurzlebige Jugendlichkeit verdrängt wurden. Diese finden in aktuellen Werbungen ihren momentanen Höhepunkt - besser Tiefpunkt - die erzählen, dass ein beleuchtetes Logo ein nennenswerter Kaufgrund für ein Auto sein soll.
Ich weiß gar nicht, wie ich bisher ohne so ein leuchtendes Logo – das ich als Fahrer noch nicht einmal sehen kann – überhaupt leben konnte. Ja, da wird im Nachhinein noch klar, wie hart und entbehrungsreich die Vergangenheit war.
In einer Zeit, in der es für fortschrittlich erklärt wird, etwas zu leihen und dann nach relativ kurzer Zeit gegen eine Neuausleihe zu ersetzen. Oh, natürlich meine ich hier nicht das reale Ausleihen von Fahrzeugen, sondern solche „Mobilitätskonzepte“ wie Leasing oder Auto per Abo.
Das bei einem solchen Denken, die Langlebigkeit als Qualitätsmerkmal nicht mehr zählt, liegt auf der Hand. Zumal Langlebigkeit für die Hersteller nicht zum Nulltarif zu bekommen ist, im Gegensatz zu vielen elektronischen Spielereien, die praktisch kostenlos, weil nur softwaretechnisch implementiert, sind.
Und natürlich ist es positiv, immer mehr Bevormundungs – äh, Pardon – Sicherheits- und Hilfsfunktionen zu haben. Denn schließlich müssen immer mehr fahrerische Unzulänglichkeiten der Besitzer kompensiert werden. Schöne neue Welt. Aber bekanntlich ist in Physik, Natur und realem Leben nichts umsonst. Also was kostest mich diese schöne neue Welt der Talent-, Mühe-, Gedankenlosigkeit?
Sie kostet die Freiheit und Selbstbestimmung. Denn ist es nicht herrlich beruhigend zu wissen, dass der Hersteller und wer weiß noch, laufend Daten über mich und das Fahrzeug zugeschickt bekommt und diese - wenn es ihm Vorteile bringt - gegen mich verwenden kann. Von Fernabschaltung eines Autos gar nicht zu reden. Wie beruhigend zu wissen, dass man so allumfassend von Staat, Hersteller und Versicherer überwacht...äh, Entschuldigung,...beschützt wird.
Falls Sie von diesem Gedanken nicht ganz so begeistert sind, welche Alternative gibt es?
Singen Sie mit “Ein Freund, ein guter Freund.....



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