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Rost-Problemstellen der W201 Karosserie im Hinterachsbereich

Neben den in vielen Kaufratgebern beschriebenen und damit hinlänglich bekannten Rostproblemstellen an der Karosserie des W201 gibt es auch einige, die kaum erwähnt werden. Davon handelt dieser Artikel, wobei er sich auf den Karosseriebereich rund um die Hinterachse beschränkt.

Ein Problembereich betrifft die vorderen Aufnahmepunkte des Hinterachskörpers am Karosserieboden (Bild oben). Oft zeigt sich unter dem optisch intakten (originalen) Unterbodenschutz die bereits begonnene Korrosion. Im hier gezeigten Fall ist die Aufnahme noch stabil und konnte im Rahmen der Hinterachsüberholung entrostet, neu lackiert und im Inneren über die Stopfenöffnung mit Rostschutzfett konserviert werden. Bei angebauter Hinterachse sind die „Innenseiten“ (Bild oben) nur schlecht erreichbar. Sollten bereits auf der „Außenseite“ (also auf der Radhausseite) Korrosionsspuren sichtbar sein, so ist die Korrosion an den Innenseiten meist bereits wesentlich weiter fortgeschritten.
Dieser Problembereich ist nicht ungewöhnlich und auch zum Beispiel beim W124 oft anzutreffen.

Muss dieser Bereich ersetzt werden, so besteht er aus zwei Teilen. Dem „Blechsockel“ und der Gewindeplatte. Auf Grund der Materialstärke weist hier üblicherweise der Blechsockel die Korrosionsschäden auf. Die Gewindeplatte ist weniger problematisch. Bei eBay wird aktuell von verschiedenen Shops zumindest für den W124 ein Reparaturblech für den Sockel wie auch für die Gewindeplatte angeboten (Suchbegriff z.B. „Hinterachsaufnahme W124“). Zur Passgenauigkeit dieser Teile am W124 und zur Frage, ob sie durch Anpassung auch für den W201 geeignet sind, kann ich keine Aussagen machen.

Durch die getrennte Bauweise soll eine gewisse Verschiebung zwischen Sockel und Platte möglich sein, um eventuelle Positionierungs-, Ausrichtfehler und Schweißverzug auszugleichen. Es sollte jedoch klar sein, dass Fehler hierbei zu einem katastrophalen, nicht mehr zu korrigierenden Fahrverhalten führen können und die Korrektur- und Einstellmöglichkeiten an der Hinterachse selbst sehr begrenzt sind. Ich würde für eine solche Arbeit daher zwingend einen erfahrenen Schweißer und den Einsatz einer Schweißlehre voraussetzen. Oder anders ausgedrückt, beim Kauf eines Autos ist dieser Bereich sehr kritisch zu kontrollieren, um diese Arbeiten möglichst zu vermeiden.

Weitere Problemstellen, die in den einschlägigen Kaufratgebern oft nicht genannt werden, liegen in den hinteren, inneren Radhausbögen der Karosserie. Üblicherweise zeigen sich die Korrosionsprobleme an diesen Stellen aus dem Blickwinkel des Bildes 3 erst, wenn der dahinter liegende Blechkanal bereits durchgerostet ist. Am deutlichsten (und frühesten) ist die Korrosion von unten (Bild 2) zu erkennen, wobei die Stellen üblicherweise erst bei fortgeschrittener Korrosion ins Auge fallen. Ist bei Ihrem Fahrzeug hier augenscheinlich keine Korrosion zu sehen (aus Blickwinkel Bild 2), so sollte der dort vorhandene Unterbodenschutz kritisch kontrolliert werden.


Bild 2: Blick von unten auf die Auflagestelle (rechte Fahrzeugseite), im Bild auch zu sehen sind Reifen, Querstabilisatorstange (Torsionsstab) der Hinterachse und hintere Schraube der rechten Stabilisatorlagerung am Unterboden.


Bild 3: Gleiche Problemstelle wie Bild 2, allerdings linke Fz.-Seite mit Blick ins Radhaus, am rechten Bildrand zu sehen ist der Stoßdämpfer.


Bei allen meinen Fahrzeugen befand sich an diesen Stellen Korrosion in verschiedenen Schweregraden. Die Bilder 2 und 3 stammen von einem Fahrzeug, das sehr wenig Laufleistung und eine sehr gute Karosseriesubstanz aufweist. Der dort abgebildete Zustand zeigt also eher die geringstmöglich hier zu erwartende Korrosion. Bei der in den Bildern zu sehenden Feuchtigkeit handelt es sich um eine der bekannten öligen Korrosionsschutzbeschichtungen, die hier wegen der angegebenen Kriechfähigkeit und Lösemittelfreiheit zur zwischenzeitlichen Standkonservierung aufgetragen wurde.
Auf Grund des regelmäßigen Auftretens dieser Schäden an eigentlich ungewöhnlichen Stellen wurde bereits vermutet, dass sich hier während der Produktion die Auflagepunkte der Fahrzeugkarossen auf dem Fördersystem befunden haben. Ein Video, das einen Tag der offenen Tür in der Mercedes W201 Produktion zeigen soll, bestätigt diese Annahme.

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