...mit Verstand statt Geld

Korrosionsgefahr durch Temperaturwechsel

Aus aktuellem Anlass möchte ich Tipps zur Einlagerung geben. Alle Besitzer, deren Schätzchen in einer wohltemperierten und verschlossenen Garage den Winter überdauern, können ruhigen Gewissens den folgenden Text überspringen. Wenn Sie nicht zu dieser beneidenswerten Gruppe gehören, können Ihnen die folgenden Tipps hoffentlich dabei helfen, dass ihr Schätzchen diese Zeit möglichst gut übersteht.
Im Folgenden geht es um die Fahrzeuge, die den Temperaturschwankungen des Winterwetters relativ schutzlos ausgesetzt sind. Damit ist eine Unterbringung in einer Blechgarage, einem Carport aber auch in einer unisolierten Fertiggarage gemeint. Kritisch sind hierbei die Temperaturwechsel von kalt zu warm. Für die meisten einfach nachzuvollziehen kommt es hier regelmäßig zur Kondensation der Luftfeuchtigkeit am Fahrzeug, wodurch dann nicht nur die Außenflächen, sondern auch manche „innenliegenden“ Bereiche des Autos feucht oder taunass sind. Hier einmal mit konkreten Werten. Wenn 3 °C „warme“ Luft (90% rH) auf 0 °C kaltes Material trifft, kondensieren ca. 0,5 g Wasser aus jedem Kubikmeter Luft an diesem Material.

Da man es nicht verhindern kann, bleibt die Frage, wie man am besten damit umgeht, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Bekanntlich können hier zwei Strategien verfolgt werden:
1. Fahrzeug möglichst wenig mit der feuchten Luft in Berührung kommen lassen: Bei Garagenunterbringung wird dann versucht, alle Garagenöffnungen zu verschließen oder bei „Carport-Unterbringung“ wird das Auto in einer wetterfesten oder regensicheren „Stoffgarage“ verschnürt.
2. Das Fahrzeug möglichst schnell „akklimatisieren“ lassen, also es möglichst schnell auf das aktuelle Temperaturniveau der „feuchtwarmen Luft“ zu bringen, sodass keine Kondensation mehr am Auto stattfindet.

Tipp 1:
Aus meiner Erfahrung ist es das zweite Konzept das Bessere. Beim ersten Konzept musste ich feststellen, dass immer noch ausreichend feuchtwarme Luft zur Taubildung ans Auto kommt. Wobei gleichzeitig die Umhüllung, egal, ob Stoff- oder Blechgarage, das Aufwärmen des Autos extrem verzögert. Am Ende führt dies dazu, dass vor allem „versteckt“ liegende, massive Teile (z.B. Motor) wesentlich länger taufeucht bleiben als bei Strategie zwei und daher auch mehr rosten. Auch sogenannte „atmungsaktive“ Stoffgaragen sind hier nicht von Vorteil.
Daher favorisiere ich mittlerweile die zweite Strategie. Wobei ich versuche diese noch weiter zu optimieren, indem ich bei entsprechenden Temperaturwechseln die Motorhaube in Servicestellung bringe. Hierdurch wird eine möglichst schnelle Erwärmung des Motorblocks erreicht und in der Folge die Dauer der Taubildung wesentlich verkürzt. Soweit es die Örtlichkeiten zulassen, würde ich auch aus Gründen der Marderprävention die Autos mit offener Motorhaube überwintern lassen. Da der Marder den Motorraum anscheinend als Wohnhöhle missversteht, in der er randalieren kann, macht ihm die geöffnete Motorhaube relativ schnell klar, dass dies kein angenehmer und sicherer Ort ist.

Tipp 2:
Wenn Sie das Auto auch im Winter gelegentlich laufen lassen oder besser noch bewegen (bitte ausgiebig lange und nicht nur im Standgas), sollten Sie versuchen dies direkt zu Beginn eines solchen Temperaturschubs zu tun. Hierdurch wärmen Sie alle Autoteile – und Innenraum – zumindest soweit auf, dass es nicht oder kaum noch zur Taubildung kommen kann. Das richtige Timing ist hier alles!

Tipp 3:
Ob Ihr Fahrzeug „taugefährdet“ ist, können Sie ganz leicht selbst feststellen, wenn Sie bei winterlichen, plötzlichen Temperaturanstiegen die Motorhaube öffnen und prüfen, ob sich im Motorraum – üblicherweise an Auspuffkrümmer oder Zylinderkopfhaube – Tau gebildet hat. Auf Grund der konstruktiv und funktionsbedingt möglichst freiliegenden Bremsscheiben ist eine Taubildung und in Folge entsprechender Rostansatz hierauf nicht so aussagekräftig.
Ich hoffe dem Leser ist klar, dass für dieses Problem die mit sinkender Temperatur stark abnehmende „Wasseraufnahmefähigkeit von Luft“ verantwortlich ist. So, dass gerade bei sehr niedrigen Temperaturen bereits geringe Temperaturschübe bzw. Temperaturunterschiede für solche Tauprobleme ausreichen. So wird hoffentlich auch verständlich, warum echte „Scheunenfunde“, die Jahre unberührt in vermeintlich trockenen Scheunen standen, oftmals erhebliche standbedingte Rostprobleme – auch an den mechanischen Komponenten – aufweisen.

Anmerkung:
In der Vergangenheit habe ich bereits umfangreiche Temperaturmessreihen erstellt, um das reale Aufwärmverhalten des Fahrzeugs bei Änderung der Umgebungstemperatur zu erfassen. Bei entsprechendem Interesse könnte dies ein weiterer Abschnitt in der zurückgestellten Veröffentlichung zum Korrosionsschutz sein. Wenn Sie hieran oder an konkreten Angaben zum Thema der temperaturbedingten Wasseraufnahmefähigkeit von Luft interessiert sind, bitte ich um Rückmeldung.

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