...mit Verstand statt Geld

Anmerkungen:
1.) Die Grafiken stellen eine stark komprimierte Zusammenfassung der Recherche dar. Verzerrende Momente der Quelldaten wurden identifiziert und durch entsprechende Analyse anderer Daten (z.B. detaillierte Archivdaten des KBA) entsprechend gegengeprüft. Die generellen Verläufe und vorgenannten Ergebnisse wurden durch die KBA - Daten bestätigt.

2.) Das im AMS-Artikel herangezogene „durchschnittl. Alter bei der Verschrottung“ erscheint als fragwürdiger Beleg für die Entwicklung der Langlebigkeit von Autos „in den vergangenen Jahren“. Gründe:
- Hierbei unterstellt man den aktuellen Autos der späten zweiten Dekade (2019) eine längere Lebenserwartung als in den Jahren zuvor, die aber auf den Daten von Autos beruhen, die überwiegend in den 1990er Jahren gebaut wurden. Schlussfolgerung im Bericht: „Heute halten Autos wesentlich länger als früher.“ Hier wird mutwillig ein nicht vorhandener Zusammenhang konstruiert. Eine Irreführung des unkritischen Lesers.
Das durchschnittliche Verschrottungsalter ist ein unpassendes Kriterium bzw. eine Behauptung. Ohne Nachweis muss davon ausgegangen werden, dass nur Fahrzeuge erfasst wurden die auch in Deutschland verschrottet wurden. Fahrzeuge die – vor allem seit Öffnung des „Ostblocks“ zu Beginn der 1990er Jahre –  in den Export gegangen sind wurden somit nicht erfasst und dies war ein nicht unerheblicher Anteil. Hierzulande verschrottet wurden in großem Umfang Fahrzeuge, die nach einem Unfall nicht mehr wirtschaftlich zu reparieren waren. Somit kaum ein geeignetes Kriterium für Langlebigkeit.

3.) Zur korrekten Einordnung solcher Berichte, Analysen und daraus abgeleiteten Prognosen darf nicht unterschlagen werden, dass auch diese Prozesse dynamisch sind und jeder statische Ansatz somit zu Falschinterpretationen führen wird. Konkret für eine solche Analyse: Abhängig von Verfügbarkeit, Produktzufriedenheit und Kosten für einen möglichen Fahrzeugersatz entwickelt sich auch die Bereitschaft zu Erhaltungsreparaturen. Daher ist z.B. davon auszugehen, dass aktuelle Besitzer – über die Inflationsentwicklung hinausgehend – Reparaturen durchführen lassen. Hieraus ergibt sich nach obiger Logik eine höhere Langlebigkeit auf Grund von Produktqualität. Eine klare Fehlinterpretation.
Konkretes Beispiel: Im Jahr 2009 konnte man bei Abgabe des Altautos (Abwrackprämie) laut AutoBild einen neuen Fiat Panda für unter 5000 € kaufen.

4.) „Fun-Fact“: Ende der 1980er Jahren war die HU-Mängelrate beim W201 wesentlich höher als beim W124. Bei identischen Bauteilen jedoch wesentlich weniger Gewicht und Leistung physikalisch kaum zu erklären. Die detaillierte Analyse brachte dann die Erklärung.
Einer der am häufigsten beim 190er bemängelten Punkte war: „unzulässige Bereifung“. Ein Mangelpunkt der weder beim W124 noch bei den typischen Tuningopfern „3er BMW“ oder VW Golf erwähnenswert häufig vorkamen. Zweifelhaft in diesem Fall, ob dieser Mangel der Qualität des Fahrzeugmodells zuzuschreiben ist.                         

5.) Hier nicht berücksichtigt sind die seit der ersten Dekade der 2000er Jahre extrem gehäuften Schadensfälle durch Zahnriemen- und Steuerkettenprobleme. Diese führen beim Auftreten üblicherweise zu einem Motortotalschaden. Ebenso wird die seit dieser Zeit abnehmende Rostvorsorge bei vielen Fahrzeugen häufig thematisiert. Beides Faktoren die der Behauptung einer immer besser werdenden Langlebigkeit entgegenstehen.

6.) Pannenstatistiken des ADAC sind in Sachen Zuverlässigkeitsranking leider seit vielen Jahren nicht mehr aussagekräftig, seitdem die Autohersteller den Werbewert einer guten Platzierung in dieser Statistik erkannt haben. Seit dem gibt es vor allem bei Premiumherstellern erhebliche Anstrengungen havarierte Fahrzeuge der eigenen Marke durch angeschlossene Mobilitätsdienste zu versorgen, sodass diese nicht mehr mit dem ADAC in Berührung kommen und somit auch nicht in deren Statistik auftauchen. Was natürlich erst recht für Fahrzeuge gilt die „over the air“ permanent mit dem Hersteller verbunden sind.


Quellen:
Auf Formalien wissenschaftlicher Quellenbezeichnung wird hierbei verzichtet:

- Veröffentlichte statistische Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes zu Fahrzeugzulassungen,  Fahrzeugbestand und Ergebnissen der Hauptuntersuchen diverser Jahrgänge zwischen 2007 und 2024,
- Auto, Motor und Sport „Spezial“ „(Alles über) Gebrauchtwagen `XX*“,
- ADAC Spezial – Gebrauchtwagen `XX*,
- AutoBild -TÜV Auto Report `XX*,
- TÜV Autoreport `XX*,
- Auto Zeitung Sonderheft „Gebrauchtwagenreport XX*.
- Auto, Motor und Sport, Heft 22 aus 2019.
*) „XX“ steht für diverse Jahreszahlen zwischen 1983 und 2025

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